Von wegen braun, beige und langweilig

Ein Interview mit Eleonora Bodulusic

Wann ist eine POS-Kampagne nachweislich nachhaltig? Wenn der CO2-Calculator minus 40% ausspuckt, ist das schon mal ein ganz guter Indikator, findet Eleonora Bodulusic, Director Sustainability bei LIGANOVA.

Welche Rolle spielt das Thema Transparenz, wenn Sie mit Ihren Kunden über POS-Design, Kampagnen und Events sprechen?

Wir sprechen weniger über Transparenz als über Nachhaltigkeit. Dabei stellen wir fest, dass noch recht wenige Marken den Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette haben, obwohl es am Point of Sale große Hebel gibt.

Der größte sind vermutlich die verwendeten Materialien, oder?

Auf jeden Fall ein sehr großer. Wir betreiben dafür im Bereich Materialien viel Forschungsarbeit. In diesem Kontext ist zum Beispiel unsere CO2-Berechnungssoftware – der Green Gen Calculator – entstanden, der uns heute bezüglich exakter CO2-Kalkulationen in den Bereichen Store-Design, POS-Kampagnen oder Events unterstützt. Außerdem haben wir eine eigene ‚Material-Bibliothek‘ entwickelt, in der wir Daten wie CO2-Emissionen und Verarbeitungsinformationen zu neuen Materialien sammeln. Hier arbeiten wir mit unserem Partner Raumprobe zusammen, Europas größter Materialdatenbank.

Damit schaffen Sie also die nötige Transparenz, um nachhaltigere Entscheidungen treffen zu können?

Genau. In diesem Zusammenhang geht es uns vor allem darum, unsere Projektteams mit diesen Updates stetig weiterzubilden und sie zu motivieren, neue Impulse in die Projekte zu integrieren und neue Alternativen auszuprobieren.

Sind die teurer?

Meistens ja. Vor allem diejenigen, die noch sehr innovativ sind. Aber vor allem im Bereich Folien und Textilien gibt es mittlerweile gute und auch preisneutrale Optionen.

Wie wichtig ist der Preis?

Die Preisfrage ist immer eine Challenge, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen. Das darf man nicht schönreden. Die zweite große Herausforderung für unsere Kunden – und auch für uns – ist das Wahren von Brand Identity und DNA der Marke, die über allem steht. Aber mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Nachhaltiges Design muss nicht nachhaltig aussehen: also von wegen braun, beige und langweilig. Nachhaltigkeit muss auch nicht einschränkend sein. Mit unserem langjährigen Kunden Nespresso arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren daran, den Point of Sale so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Beispielsweise über unsere CO2-
Kalkulationssoftware. Hier haben wir es mit dem Kunden geschafft, von 2018 bis heute bei der Gestaltung des Point of Sales nachweislich über 40% CO2 einzusparen – obwohl die Kampagnen natürlich weiterhin im Rahmen der Design-Richtlinien der Brand gestaltet sind. Der Green Gen Calculator zeigt hier beispielsweise sehr transparent
auf, wie viel CO2 eingespart werden kann, wenn man für ein Material eine nachhaltigere Alternative verwendet.

Haben Sie ein Beispiel aus der Mode?

Eine spannende Sache war die Adidas-Kampagne zum ersten Primegreen Stan Smith aus recycelten Materialien, die auch am Point of Sale ein klares Zeichen setzen sollte. Wir haben hier voll auf zirkuläre Materialien gesetzt und nach Eco-Design-Prinzipien gestaltet. Beispielsweise wurde mit vielen gelayerten Ebenen gearbeitet, die einen 3D-Effekt ermöglichen, aber volumensparend verschickt werden können. Am Ende der Kampagne wurde der Großteil des verwendeten Materials in unseren Recycling-Kreislauf eingebracht, um ihm ein weiteres Leben zu geben. So wurden die Flaschenverschlüsse, die wir als Designelement eingesetzt haben, danach wieder an den Hersteller zurückgeschickt, dort gereinigt und weiterverwendet.

Welche Rolle spielt der POS bei der Informationsvermittlung?

Eine sehr wichtige. Immerhin ist der Point of Sale der Ort der Begegnung zwischen Marke, Mensch und Produkt. Wie subtil oder explizit diese Informationen vermittelt werden, muss in die Gesamtstrategie der Marke passen.

Publiziert in der TextilWirtschaft.

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