Authentisch, Wertorientiert, Verantwortungsbewusst: Die Zukunft der Markenführung

Gastbeitrag von Torsten Dietz in der W&V

In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft und die gesellschaftliche Stabilität durch anhaltende Krisen – von der Corona-Pandemie über geopolitische Konflikte bis hin zu Naturkatastrophen – herausgefordert werden, stehen Unternehmen vor einem Umbruch in der Markenführung. Der Trend zu Nachhaltigkeit, bewusstem Konsum und einem neu definierten Luxusverständnis verlangt von Marken mehr als bloße Versprechen. Gefragt sind echte Werte, Transparenz und tiefere Sinnhaftigkeit in allen Aspekten der Markenidentität. Starke Marken sind notwendig, um Konsumentinnen und Konsumenten langfristig zu überzeugen und höhere Preise zu rechtfertigen. Eine authentische und wertebasierte Markenkommunikation wird dabei zum entscheidenden Faktor für den Erfolg einer Marke.

Authentisch, Wertorientiert, Verantwortungsbewusst: Die Zukunft der Markenführung

Globale und wirtschaftliche Herausforderungen, ein wachsendes Bewusstsein für die Klimakrise und der daraus resultierende bewusste Konsum prägen das neue Verständnis von Luxus und die Nachfrage nach sinnvollen Produkten. Diese Entwicklungen läuten das Ende oberflächlicher Markenversprechen ein und machen Platz für mehr Substanz, Transparenz und Wertorientierung, die sich durch alle Facetten einer Marke ziehen.

Globale Unsicherheiten wie Kriege und Naturkatastrophen, aber auch anhaltende Inflation und drohende Rezessionen beeinflussen die Kauflaune erheblich. Konsumenten entscheiden bewusst, wohin ihr Geld fließt. Dieser Bewusstseinswandel hat direkte Auswirkungen auf Marken und ihre Kommunikation: Verbraucher sind bereit, höhere Preise für Produkte zu zahlen – vorausgesetzt, sie können sich darauf verlassen, dass Produkt und Marke authentisch und ehrlich kommunizieren und für die “richtigen” Werte stehen.

Von “Haben” zu “Sein”

Der Transformationsprozess im Luxussegment spiegelt diesen Wandel sehr deutlich wider. Während traditioneller Luxus oft durch den Besitz von teuren Autos, Kleidung und Schmuck gekennzeichnet war, zählt heute das persönliche Erlebnis mehr als der materielle Besitz. Marken, die Authentizität, Nachhaltigkeit und Einzigartigkeit bieten, lösen den alten Bling-Bling-Luxus ab. Im Vordergrund stehen Herkunft, Machart, Sinnhaftigkeit und Substanz. Individuelle Erlebnisse und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft werden wichtiger als der reine Besitz. Die Wahl eines Produktes wird zu einer Identitätsfrage, die nicht mehr signalisiert: „Seht, was ich mir leisten kann“, sondern: „Seht, das unterstütze ich, weil es meine Überzeugungen widerspiegelt“. Luxustrends beeinflussen zunehmend auch andere Branchen und es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend auf den gesamten Konsumbereich ausweitet.

Ehrlichkeit ist essenziell!

Erinnert man sich an die zahlreichen Greenwashing-Beispiele der letzten Jahre – von Fast Food bis hin zu Mineralöl- und Gaskonzernen – muss man sich fragen, inwieweit den jeweiligen Markenverantwortlichen die Zukunft des Unternehmens, aber auch der menschlichen Existenz, wie wir sie heute kennen, ein Anliegen ist. Eine starke Marke wird in Zukunft nur durch kontinuierliches Handeln geschaffen und erhalten werden können, das sich auf drei wesentliche Säulen stützt: Relevante Markenwerte, Nachhaltigkeit und Transparenz.
Markenverantwortliche müssen darüber nachdenken, welche Werte sie verkörpern und wie authentisch sie dies tun. Der Aufbau einer lebendigen Marke mit einer wertschätzenden Gemeinschaft beginnt mit echten Markenwerten. Marken müssen sich klar positionieren und erklären, warum sie die richtige Wahl sind, nicht nur für das Produkt, sondern auch für die Haltung, die dahinter steht. Darüber hinaus erwarten Verbraucher heute, dass Marken sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltig handeln. Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die dieses Bewusstsein in alle Prozesse integrieren und Nachhaltigkeit messbar machen. Viele Unternehmen kämpfen noch mit unstrukturierten Daten und unzureichender Digitalisierung, was eine transparente Kommunikation erschwert. Die zukünftige EU-Green-Claims-Richtlinie wird Marken dazu zwingen, Nachhaltigkeitsaussagen genau zu belegen. Nur transparente Marken bleiben langfristig wettbewerbsfähig.

Von innen nach außen drehen

Werte und Markenkern müssen für den Konsumenten spürbar sein. „People don’t buy what you do; they buy why you do it“. Diese Worte von Simon Sinek verdeutlichen, dass der Kern einer Marke, ihr „Warum“, entscheidend ist. Die Beziehung zum Konsumenten, das „Wie“, und die Produkte selbst, das „Was“, müssen die Markenwerte konsequent widerspiegeln. Das Zusammenspiel von Warum, Wie und Was ist der Königsweg für Marken, die auf Authentizität und Werte setzen.
Lautet die Antwort auf diese Fragen Profit, Preis und Umsatz, ist die Marke austauschbar, sind ihre Botschaften austauschbar. Starke Marken hingegen haben das sprichwörtliche „Warum“ in ihre Markenidentität integriert – eine Vision und meist auch eine Person, die dahinter steht: Apple hatte Steve Jobs, Chanel lebte von Coco und Karl, Meta ist Mark Zuckerberg und Amazon ist Jeff Bezos. Sie alle hatten und haben eine Vision, etwas, das die Welt ein bisschen besser, einfacher oder schöner macht. Denn Visionen müssen Menschen begeistern, sie müssen mitreißen, sie müssen ein “Warum” haben. Keine der wertvollsten Marken der Welt wurde gegründet, nur um Profit zu machen. Das kam danach. Weil die Vision zum gelebten Markenkern an jedem Kundenkontaktpunkt wurde und von den Mitarbeitern gelebt wird.
Marken müssen daher klarer und konsistenter als je zuvor Farbe bekennen zu ihrer ursprünglichen Vision und ihrer Zielgruppe. Je enger die Definition, desto klarer das Markenbild und desto wahrscheinlicher der Erfolg.

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