Elke Moebius
Die Euroshop ist die weltweit größte Einzelhandelsmesse und ein wiederkehrendes Highlight in der Branche. Auch dieses Jahr kommen vom 26. Februar bis 02. März in Düsseldorf über 1500 Aussteller aus aller Welt zusammen und befassen sich mit den Themen, die diese Industrie prägen und formen. Wir haben uns mit Euroshop-Direktorin Elke Moebius zusammengesetzt und über alles Mögliche gesprochen – die wichtigsten Fokuspunkte der Euroshop 2023, Veränderungen, Trends & Bewegungen sowie Highlights, nach denen man dieses Jahr unbedingt Ausschau halten sollte.
1. Beschreiben Sie die EuroShop 2023 mit 3 Worten:
Innovativ – emotional – einzigartig
2. Was ist dieses Jahr neu auf der EuroShop?
Neu ist die Fokussierung der EuroShop auf acht „Hot Topics“, welche die momentan wesentlichen Trends im Handel abbilden: Als erstes wäre da Sustainability zu nennen. Für die gesamte Handelsbranche ist Nachhaltigkeit zu einem strategisch höchst bedeutsamen Thema geworden. Experience lautet das zweite Hot-Topic, denn gerade mit zunehmender Digitalisierung gilt es, in physischen Räumen Erlebnisse zu kreieren, die Begeisterung wecken und zum Verweilen und Wiederkehren anregen.
Die Verschmelzung von On- und Offlinehandel hat durch die Corona Pandemie einen weiteren großen Schub erlangt, Connected Retail. Die nahtlose Verbindung digitaler und stationäre Kanäle wird zukünftig für jedes Handelsunternehmen unerlässlich sein. Eng damit verbunden ist die Customer Centricity – viele Handelsunternehmen suchen einen immer engeren direkten Kontakt zu den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern, um diesem personalisierte und individualisierte digitale Kundenservices zu bieten. Das Smartphone der Kundschaft spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Smart Stores sind weiter auf dem Vormarsch, d.h. automatisierte Store-Konzepte, bei denen der Einkaufsvorgang weitestgehend digitalisiert abläuft. Sensorik und Bilderkennungstechnologien spielen dabei eine wichtige Rolle. Die EuroShop 2023 wird auch ein wichtiger Impulsgeber in Sachen Third Places sein. D.h. den Store zu einem Ort zu gestalten, in dem sich Menschen wohlfühlen, gerne aufhalten und den sie nicht nur wegen des eigentlichen Einkaufs aufsuchen. Unerlässliches Hot-Topic ist das Energy Management. Eine präzise Steuerung und Überwachung der Energieverbräuche in Handelsfilialen wird angesichts der Entwicklungen auf dem Energiemarkt künftig verstärkt zu einem kritischen Erfolgsfaktor. Last but not least gehört das Thema Vitale Innenstädte zu den Hot-Topics der kommenden EuroShop. Innenstädte attraktiv und lebendig zu gestalten ist in Zeiten zunehmender Digitalisierung eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben der Zukunft.
Die Special Areas der EuroShop bieten wieder ein wahres Feuerwerk der Ideen. Sie umfassen verschiedene Sonderflächen, die Freiräume für Spezialisten, für die „Generations X, Y & Z“, für Start-ups, Ideen, Visionen und innovative Produkte bieten. Besonders gespannt bin ich natürlich auf die drei Specials, die in 2023 Premiere feiern: Future Urban Lab, Room4Senses und Retail Ball Game. Diese geben vor allem Denkanstöße für zukünftige Retail-Szenarien und zeigen was den Handel in Zukunft beeinflussen wird. Es geht um Perspektivwechsel, Brainstorming, neue Begriffe wie Socio-Retailing, die aktive Einbeziehung der Fachbesucher:innen sowie Attraktivitätsfaktoren und Besuchsanlässe für die Städte von Morgen mitentwickeln.
3. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit auf der EuroShop?
Sustainability ist wie bereits erwähnt eines der Hot-Topics der kommenden EuroShop und in sämtlichen EuroShop Dimensionen fest verankert. Hier nur einige wenige Beispiele: Nachhaltige Store-Einrichtung zahlt z.B. nicht nur auf Klimaschutz ein, sondern bietet dem Handel auch viel Stoff für Storytelling: Ob Lampenschirme aus Kaffeesatz, Kassentresen aus abgetragenen geschredderten Jeans oder vollständig biologisch abbaubare Display Mannequins. Schon bei der Planung wird darauf geachtet, so wenig Material wie möglich zu verwenden und den späteren Wiedereinsatz der Materialien oder Möbel sicherzustellen. Der zunehmende Einsatz vollständig biologisch abbaubarer bzw. recycelter Rohstoffe gehört ebenso zum Maßnahmenkatalog wie der Fokus auf regionale Lieferanten.
Auf der EuroShop werden u.a. dynamische Beleuchtungslösungen präsentiert, mit denen sich die Energiekosten um bis zu 50 Prozent senken und gleichzeitig das Kundenerlebnis verbessern lassen. Premiere feiern im Bereich Retail Marketing faserbasierende Werkstoffe, zum Beispiel Holzwerkstoffe, als Alternative zu Kunststoff. Diese Produkte sind auch bedruckbar und können hochwertig veredelt werden. Ebenso wird ein Material aus gesammelten Meeresplastik für den Digitaldruck präsentiert.
Besonders hervorheben möchte ich unsere Sonderfläche „THINK SUSTAINABLY – ACT RESPONSIBLY. How to create a sustainable future in LiveCom”, die wir, die Messe Düsseldorf, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern IFES und fwd gestalten. In diesem Sonderbereich, dreht sich alles um nachhaltigere Veranstaltungen. Interessierte können anhand von Best Practice-Beispielen und im individuellen Gespräch erfahren, wie sie bei eigenen Präsentationen und Auftritten zukünftig ein nächstes Nachhaltigkeitslevel erreichen können. Selbstverständlich entspricht auch die Umsetzung der Sonderfläche selbst den Kriterien für möglichst nachhaltige Messeauftritte und zeigt so eindrucksvoll, dass ein nachhaltiger Auftritt keineswegs von Verzicht geprägt sein muss, sondern dennoch ein echter Eyecatcher sein kann.
4. Einen Tag Zeit für die EuroShop – was schlagen Sie vor, was sollten wir auf unsere Agenda setzen?
Vor allen Dingen eine gute Vorbereitung im Vorfeld! Mit unserem verschiedenen Tools, wie dem interaktiven Hallenplan, dem Matchmaking Tool und der EuroShop App lässt sich der Messebesuch optimal planen, so dass man vor Ort keine Zeit verliert indem man z.B. vorab Termine direkt mit den Ausstellern vereinbart.
Für unsere sieben Stages, auf denen spannende Trends und Best Practice Beispiele von Ausstellern mit ihren Kunden aus dem Handel vorgestellt werden, wird an einem einzigen Besuchstag wohl eher wenig Zeit übrigbleiben. Dennoch muss man nichts verpassen, denn vier der Stages, die Connected Retail Stage, Retail Technology Stages, Store Design Stage und die Expo + Event Stage, werden nicht nur live gestreamt, sondern nach der EuroShop auch noch on demand im EuroShop Portal kostenfrei abrufbar sein.
5. Eine Frage an Sie als Retail-Expertin: Wie sieht ihrer Meinung nach die Zukunft des Retails aus?
Es wird nicht mehr nur um den bloßen Abverkauf von Produkten gehen, sondern ein Mix aus Retail, Gastronomie und Third Places. Ich denke, dass die Zeit der XXL-Flächen vorbei ist und es eher um eine limitierte Auswahl von Produkten gehen wird, wobei individuelle Retail-Konzepte boomen werden. Mein Lieblingsbeispiel, bei dem man diesen Trend jetzt schon umgesetzt sieht, ist „Victoria Yard“ in Johannesburg. Hier existieren unterschiedliche kleine, handwerkliche Shops symbiotisch nebeneinander: Retail, Kunst, Werkstätten, Workshops-Areas u.v.m.. Außerdem wird die Digitalisierung weiter zunehmen: Kund:innen lieben es nach wie vor, in stationären Geschäften mit allen Sinnen einzukaufen, in Erlebniswelten und „Event-Shopping“ einzutauchen und emotional angesprochen zu werden. Auch die Live-Beratung ist durch nichts zu ersetzen. Der stationäre Handel ist immer noch ein Ort der Kommunikation. Andererseits wollen sie aber auf den Komfort, die Schnelligkeit, die ständige Erreichbarkeit und den hohen Grad an Personalisierung des Online-Shoppings nicht verzichten. Wenn es dem stationären Händler dann gelingt, sein physisches Geschäft nahtlos mit maßgeschneiderten Online-Services zu verbinden, hat er alles richtig gemacht. „Connected Retail“ und „Seamless Store“ sind die Zauberworte!
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